Was unser Milchpreis mit Fluchtursachen zu tun hat?


Sie alle kennen die Bilder aus den Nachrichten mit überfüllten kleinen Booten meinst voller afrikanischer Flüchtlinge, die die gewagte Überfahrt über das Mittelmeer auf sich nehmen, um in Europa ein besseres Leben zu beginnen. Wie schlecht muss es Menschen gehen, diesen Schritt zu tun in einer völlig fremden Welt eine neue Heimat zu finden? Das frage ich mich oft und höre gleichzeitig von unseren Politikern, dass man zur Eindämmung dieser Zuwanderung in den entsprechenden Ländern die Fluchtursachen bekämpfen will. Was mögen das für Ursachen sein?

Aufgeschreckt hat mich zu diesem Thema ein Film des Grimme-Preisträgers Andreas Pichler, der auf Arte seine preisgekrönte Dokumentation „Das System Milch“ präsentierte. Darin rückt er das bei uns viel zu oft romantisch verklärte Bild der idyllischen Milchwirtschaft ins rechte Licht, indem er schonungslos aufzeigt was für ein milliardenschweres Geschäft weltweit dahinter steckt.

Bei uns ist Milch häufig billiger als Wasser! Ein Landwirt erhält hier in der EU zwischen 28 und 36 Cent pro Liter Milch, je nach Weltmarkt Situation. Damit deckt er kaum seine Kosten, obwohl er billiges eiweißreiches Futter (meist Soja) aus Drittländern als Kraftbutter verfüttert und seine Tiere nicht mehr auf die Weide kommen (ist zu teuer – rechnet sich nicht!). Unsere EU zahlt nun Hilfen für die Milchbauern aus, die 2016 bei 500 Mio. € EU-weit lagen, davon 58 Mio.für unsere deutschen Milchbauern. Dieses System macht unsere EU-Milch natürlich wettbewerbsfähig, so dass sie zu Niedrigpreisen in andere außerhalb der EU liegende Länder verkauft werden kann. Die dortige heimische Landwirtschaft, die keine Unterstützung seitens der Regierung erfährt, kann mit diesem Preis nicht mithalten, was zum Abbau von Milcherzeugung und den dazugehörigen Arbeitsplätzen führt. Et voila – da haben wir eine Fluchtursache! Unsere billige subventionierte und von Landwirten hart ermolkene Milch landet zum Wohle der handelnden Akteure (große Molkereien) auf den Märkten der Welt und führt dort zum Niedergang des dortigen Milchmarktes. Und Perspektivlosigkeit folgt sofort für die dort lebenden Menschen, die ihr Heil dann eher im viel gepriesenen Europa suchen, wo „das Geld auf der Straße liegt“.

Mir ist klar, dass es noch viel härtere Fluchtursachen gibt, aber das ist eine, die wir selbst beeinflussen können mit unseren Wahlzetteln und mit unserem Einkaufskorb – da haben wir Verantwortung! Als eine große Kuh-Liebhaberin frage ich mich schon lange, ob die aktuellen Haltungsbedingungen und die daraus resultierenden Maximalmengen an Milcherzeugung eigentlich gut sind für die Tiere selbst, für uns als Konsumenten und für die Landwirtschaft, die eigentlich nachhaltig allen Generationen dienen sollte? Steuern wir da nicht in eine Sackgasse? In dem Film „Das System Milch“ wird sogar postuliert, dass für ältere Menschen der ständige Genuss von Milch ein Krebsrisiko darstellen könnte, da Milch als geeignete Nahrung für Säuglinge auf ein schnelles Zellwachstum ausgerichtet ist! Eine erschreckende Erkenntnis, wo uns doch seitens der Milchindustrie immer vermittelt wird wie gesund Milch ist („Die Milch macht´s!“) - und das lebenslänglich! Vielleicht ist es an der Zeit diese Frage einmal gründlich zu überdenken und liebgewonnene Gewohnheiten zu verändern ohne dass der Genussfaktor dabei zu kurz kommen muss? Es geht bestimmt!!

Für Interessierte: auf www.arte.de ist der Film weiterhin verfügbar!

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