Oh du liebe Schokolade,.

Schokolade macht glücklich – das hört man oft ! Dabei wird an diejenigen gedacht, die die Schokolade verzehren, aber wie geht es denen, die die Rohstoffe für die Schokolade produzieren – sind die auch glücklich? Wir sprechen häufig von Fluchtursachen, wenn Menschen ihre Heimat verlassen und woanders ein neues Leben aufbauen wollen – warum tun sie das?
Hier ein Blick nach Ost-Afrika, wo 70% des weltweiten Kakaos angebaut, aber bisher fast 0% der weltweit gehandelten Schokolade produziert werden. Wieso eigentlich?
Befinden wir uns da nicht immer noch mitten in der Kolonialzeit, wo die Rohstoffe eines Landes unter Einsatz der dort lebenden Bevölkerung exportiert werden und dann in den Industrieländern weiter verarbeitet werden? Und das zu Preisen, von denen die Menschen oft kaum oder nur sehr schlecht überleben können. Eine Zertifizierungsstelle für Fair-trade-Produkte schreibt dazu:
Die Situation der Menschen auf den Kakao-Plantagen ist, genau wie beim Anbau von Kaffee, Baumwolle und Tee äußerst schlecht. Hungerlöhne, unwürdige Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit sind an der Tagesordnung. Sozialleistungen sind auf den Plantagen ein Fremdwort. 
Kein Wunder also, dass Menschen die Flucht ergreifen und dahin gehen möchten, wo ein besseres Leben möglich scheint. Aber es gibt Fortschritte – gerade bei Schokolade: seit einigen Jahren wird von diversen Organisationen direkt vor Ort produziert und z.B. unter dem Label „fairAfric“ auf den Märkten der Welt verkauft. Dabei wird statt des Exports des Rohstoffs Kakao direkt vor Ort gefertigt und ein weit über dem Weltmarkt liegender Preis direkt an die jeweiligen Kooperativen (meist Kleinbauern, die sich zusammen getan haben) gezahlt. So ermöglichen die Produktionsbedingungen den Menschen vor Ort durch die faire Bezahlung soziale Standard zu erreichen, die uns ganz selbstverständlich sind wie Schulen bauen, Straßen in Stand setzen, Kinderarbeit abbauen,..etc.. FairAfric schreibt dazu: „ Mit jedem Kauf von FairAfric helft Ihr dabei, qualifizierte Arbeitsplätze in Afrika zu schaffen, die wiederum zu höherem Einkommen, besserem Zugang zu höherer Bildung und Gesundheitsvorsorge schaffen. Keine Entwicklung, sondern eine echte Chance.“


Der Anbau von Kakao ist nicht schwer, aber die Bäume vertragen keine direkte Sonneneinstrahlung, weshalb sie fast immer in Mischkultur angebaut werden, Das heißt schattenspendende Bäume (oft Bananen) bilden das Dach der Plantage, darunter wachsen die etwa Apfelbaumgröße erreichenden Kakaobäume und auf dem Boden kann noch Gemüse oder stickstoffanreichernde Pflanzen wie Klee oder Wicken angebaut werden. In der Regel ist dann keine Einsatz von Pestiziden oder Chemikalien notwendig, weshalb viele Plantagen neben der fair-trade auch eine Bio-Zertifizierung haben.
Die Kakaofrüchte haben eine Besonderheit: sie wachsen direkt am Stamm (botanisch als Cauliflorie bezeichnet) – dadurch sichern sie sich genug Licht zu bekommen und etwa baseball-große Früchte in gelb, orange oder violett zu entwickeln. Darin befinden sich 20-60 weiße Samen, die in eine Fruchtpulpa eingebettet sind. Sieht etwas glitschig aus und schmeckt überhaupt nicht. Diese Samen müssen erst getrocknet und dann fermentiert werden. Die Maschinen dazu sind mitlerweile in Ghana, Kamerun, der Elfenbeinküste, Sao Tomé und einigen anderen der kakaoanbauenden Länder Ostafrikas angekommen, so dass Schokolade vor Ort produziert werden kann. Der wichtigste Vorgang, den viele hier aus unserem Schokoladenmuseum am Rhein her kennen, ist das Conchieren.
Conchieren wird aus dem Wort für Muschel abgeleitet, welches die Form des Gefäßes beschreibt, in dem das Conchieren stattfindet. Während des Vorgangs wird die Schokolade erwärmt beständig gewalzt und geknetet. Davor ist das „Walzgut“, so heißt die unfertige Schokoladenmasse, im Geschmack noch unharmonisch und ausdruckslos. Erst während des Conchierens wird daraus eine feine und homogene Schokolade, die den typischen Schokoladengeschmack hat und sich auf der Zunge wir Schokolade anfühlt. Der Schmelz wird durch die Hitze und die mechanische Bearbeitung fein, sodass sich beim Genießen ein wohliges Gefühl auf der Zunge ausbreitet. (aus: Schoki-Welt)
Dieses Conchieren dauert bis zu 75 Stunden! Je nach Sorte und Geschmack ist dieser Vorgang die „Zentrale“, um ein gewünschtes Endprodukt zu erreichen. Die Vielfalt an Schokoladentafeln ist ja riesig!
Eine fair gehandelte und unter dem BioSiegel angebaute Tafel Schokolade ist dann natürlich nicht für 1€ zu erhalten, aber mal ehrlich – so unglücklich sind wir ja nicht, dass wir ständig Schokolade bräuchten und gönnen wir den Menschen dort doch auch ein ehrwürdiges Leben mit Zukungtsperspektive. Dann bleibt Schokolade auch für uns das was es sein sollte: ein Genussmittel!

Glückliche Weihnacht wünscht

Mechthild Posth

(mehr Info z.B. bei Youtube: GEPA-Film „Von der Bohne bis zur Tafel fair“ oder unter
www.fairafric.com)




















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